Fake oder Fakt: 5 Mythen rund um das Bürgergeld
Die Diskussion um das Bürgergeld ist in den letzten Monaten emotional und kontrovers geworden. Oft stehen dabei nicht Fakten im Vordergrund, sondern Halbwahrheiten und sogar Falschbehauptungen.

In Baden-Württemberg ist jedes 5. Kind von Kinderarmut betroffen. Kinderarmut ist immer auch Elternarmut. Reden wir über die Höhe des Bürgergeldes, reden wir immer auch über die finanziellen Mittel für ca. 177.000 Kinder, die in Baden-Württemberg von Armut betroffen sind. 177.000 Kinder, die schlechtere Bildungschancen haben häufiger gesundheitlich beeinträchtigt sind und weniger Möglichkeiten haben, ihr Potenzial zu entfalten. Das belastet nicht nur die Kinder, sondern auch unsere Gesellschaft!
Die Halbwahrheiten oder Falschbehauptungen werfen dabei unnötig Holz ins Feuer. Sie helfen Niemanden. In diesem Beitrag räumen wir deshalb mit sechs der Häufigsten auf.
1. Mythos: „Wir geben Millionen fürs Nichtstun aus!“
Tatsächlich beziehen (Stand? Dezember 2024?!) bundesweit rund 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld, aber nur 1,7 Millionen davon sind erwerbsfähig und arbeitslos. Der überwiegende Teil sind Kinder, Studierende, pflegende Angehörige, erwerbstätige Personen oder erkrankte Menschen.
Fakt: 2/3 der arbeitslosen haben keinen Berufsabschluss und haben ohne weitere Qualifizierung auch weiterhin schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt!
2. Mythos: „Arbeit lohnt sich nicht mehr.“
Immer wieder wird behauptet, dass Erwerbstätige durch das Bürgergeld finanziell schlechter dastehen könnten. Das stimmt nicht: Freibeträge und vorgelagerte Leistungen wie Kindergeld oder Wohngeld stellen sicher, dass sich Arbeitimmer auszahlt. Außerdem geht es bei Arbeit auch immer um Teilhabe, von der Arbeitslose ausgeschlossen sind.
Außerdem: Menschen mit geringen Einkommen geht es finanziell nicht besser, wenn Menschen im Bürgergeld weniger haben.
Fakt: Der Sozialstaat honoriert Arbeit und Leistung lohnt sich immer noch.
3. Mythos: „Viele wollen gar nicht arbeiten.“
Immer wieder hören wir, eine sechsstellige Zahl von Bürgergeldbeziehenden sei nicht bereit zu arbeiten. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit widerlegt das: Nur 16.000 Menschen wurden 2023 sanktioniert, weil sie Jobangebote ablehnten – weniger als 1 % aller Beziehenden.
Fakt: 99 % der Menschen im Bürgergeld sind ungewollt in dieser Situation.
4. Mythos: „Härtere Sanktionen sparen viel Geld.“
Strengere Maßnahmen gegen sogenannte „Totalverweigerer*innen“ hätten kaum Einfluss auf den Bundeshaushalt. Laut ARD-Rechnungen würden maximal 22,5 Millionen Euro eingespart – weniger als 0,01 % des Haushalts. Schon jetzt gibt es weitreichende Mitwirkungspflichten, die für viele eine Belastung darstellen. Weitere Verschärfungen fördern weniger eine Einsicht der wenigen Totalverweigerer, sondern schüren Ängste, fördern Stigmatisierung und erhöhen die Bürokratie.
Fakt: Härtere Sanktionen helfen Niemanden und bringen keinen Menschen in Arbeit.
5. Mythos: „Flüchtlinge kommen nur wegen des Bürgergeldes.“
Menschen fliehen vor Krieg, Verfolgung und Gewalt – nicht wegen finanzieller Anreize. Geflüchtete Menschen sind generell bereit zu arbeiten! Dafür sind gute Rahmenbedingungen essenziell – besonders Spracherwerb und Qualifizierung!
Fakt: Der Hauptgrund für Flucht sind Sicherheit und Perspektiven, nicht Sozialleistungen.
Warum diese Debatte unsere Gesellschaft spaltet
Die toxische Dynamik um das Bürgergeld ist gefährlich. Populistische Kräfte produzieren verzerrte oder falsche Narrative, schüren Misstrauen und gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Bürgergeld ist kein Nice-to-have! Das Bürgergeld ist ein im Grundgesetz verankertes Existenzminimum und soll Menschen helfen, wieder Fuß zu fassen. In der Bürgergelddebatte wird viel zu wenig über Lösungen gesprochen. Was Menschen hilft, sind Weiterbildungen und Qualifizierungen, um wieder einen Job zu finden. Diese Existenzsicherung gilt gleichermaßen für Erwachsene wie Kinder. Deshalb gilt: Wer am Bürgergeld rüttelt, rüttelt auch an der Zukunft armutsbetroffener Kinder.
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