Theater für Alle: Das Peter-Pan-Ticket am JES
Mit dem Peter-Pan-Ticket möchte das Junge Ensemble Stuttgart (JES) auch denjenigen Kultur-Interessierten den Zugang zum Theater ermöglichen, die sich den Eintritt in das Stuttgarter Kinder- und Jugendtheater aus finanziellen Gründen sonst nicht leisten könnten. Sie können bei der Reservierung oder an der Kasse um ein „Peter-Pan-Ticket“ bitten und kommen für 1 € Schutzgebühr pro Karte in die jeweilige Vorstellung. Die Idee stammt aus dem Kreis der Mitarbeiter*innen und baut auf das Solidaritätsprinzip: Denn finanziert werden soll das Peter-Pan-Ticket durch Spenden anderer JES-Besucher*innen und Stiftungen. Den Grundstock legt das JES-Ensemble selbst mit einer Spende aus der Koproduktion „Expedition Peter Pan“.
Seit dem 2. November musste das Junge Ensemble Stuttgart aufgrund der neuen Corona-Verordnung der Landesregierung Baden-Württemberg alle Vorstellungen absagen. Alle weiteren Informationen zu den geplanten Vorstellungen im Dezember finden Sie unter www.jes-stuttgart.de
Wie bekommt man ein Peter-Pan-Ticket?
„Peter-Pan-Tickets“ kosten 1 Euro pro Besucher*in und können regulär reserviert (ticket@jes-stuttgart.de, Tel. 0711-218 480 18) oder an der Tageskasse erworben werden. Das JES verlangt keinen Nachweis, sondern vertraut darauf, dass niemand dieses Vertrauen missbraucht.
Die Idee für ein solches Solidaritätsticket bewegt das Ensemble des Kinder- und Jugendtheaters schon seit längerer Zeit. Stuttgart ist zwar eine wohlhabende Stadt mit vielen gut situierten Familien, aber auch hier gibt es viele Familien, gerade alleinerziehende oder kinderreiche Eltern, die mit den hohen Lebenshaltungskosten und Mieten in der Stadt zu kämpfen haben, und sich nicht mal eben so einen Theaterbesuch leisten können, auch nicht die vergleichsweise niedrigen JES-Eintrittspreise. Dabei ist kulturelle Teilhabe aller Menschen, unabhängig von ihrer finanziellen oder sozialen Situation, besonders wichtig, um den Zusammenhalt in der (Stadt-)Gesellschaft zu stärken. Aus diesem Wissen entstand die Idee eines Solidaritätstickets: Das kostet nur 1 €, die Differenz zum regulären Ticketpreis wird getragen aus einem Solidaritätsfonds.
Was den JES-Mitarbeiter*innen bislang fehlte zur Umsetzung ihrer Idee, war eine Anschubfinanzierung. Jetzt haben sie beschlossen, diese selbst bereitzustellen: Das niederländische Theater Het Laagland ist in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich mit „Expedition Peter Pan“ durch Europa (und bis nach New York) getourt. Diese Inszenierung entstand seinerzeit in Koproduktion mit dem JES. Deshalb hat das Ensemble als Autor*innen-Honorar einen vierstelligen Betrag vom Theater Het Laagland erhalten, den es als Startkapital für das Peter-Pan-Ticket zur Verfügung stellt.
Bei entsprechender Nachfrage nach dem Peter-Pan-Ticket wird das vorhandene Geld nur eine begrenzte Zeit reichen. Darum sind ab sofort alle Besucher*innen, die sich das leisten möchten, herzlich eingeladen, den Preis ihrer Eintrittskarte aufzustocken und bei kostenlosen Veranstaltungen wie Öffentlichen Proben zu spenden. Zudem hofft das JES-Ensemble auf Stiftungen, wohltätige Verbände und private Spenden, um das Solidar-Ticket langfristig abzusichern.
Die Bezeichnung „Peter-Pan-Ticket“ verweist im Übrigen nicht nur auf die Koproduktion mit Het Laagland, sondern auch auf einen der schönsten Momente der Theater-Geschichte. Der wird nacherzählt in dem Film „Finding Neverland“ über die Entstehungsgeschichte des Kinderbuchklassikers „Peter Pan“ von James Matthew Barrie: Vor der Uraufführung 1904 strömten plötzlich 25 Waisenkinder in den Saal, in dem ansonsten ausschließlich erwachsenes Publikum saß. Barrie hatte sie eingeladen, weil er ahnte, dass sonst sein Stück durchfallen würde. Von den Erwachsenen zunächst höchst kritisch beäugt, öffneten die Kinder mit ihrem im besten Sinne naiven, weil unverstellt-kindlichen Blick dem Publikum regelrecht die Augen und sorgten dafür, dass die Premiere ein traumhafter Erfolg wurde. Aus Dankbarkeit verfügte Barrie, dass sämtliche Tantiemen-Einnahmen von Peter Pan diesem Waisenhaus und später dem Great Ormond Street Hospital for Children zugutekommen sollten.
Seinem Beispiel folgend hat das JES-Ensemble entschieden, die Autoren-Honorare aus „Expedition Peter Pan“ für ein Peter-Pan-Ticket zur Verfügung zu stellen.